Donnerstag, 14. November 2013

Auftritte von realen Marken in der virtuellen Parallelwelt "Second Life"

Ein Kollege hat mir kürzlich erzählt, dass sein Arbeitgeber sich vor einiger Zeit überlegt hat, eine Präsenz auf Second Life aufzubauen. Da habe ich zu recherchieren begonnen und mir Gedanken über das Potenzial für reale Unternehmungen gemacht.

Nun, was ist eigentlich Second Life?

Die offizielle Webseite verlautet: "Second Life ist eine 3D-Welt, in der jeder, den Sie sehen, eine echte Person ist und jeder Ort, den Sie besuchen, von Leuten wie Ihnen gebaut wurde. Betreten Sie eine Welt voll unendlicher Möglichkeiten und leben Sie ein Leben ohne Grenzen, ganz nach Ihrer Vorstellung."

Diese digitale Welt wird also von den Bewohnern selber aufgebaut, welche sich in Avatare, also digitale Identitäten, verwandeln. Die Avatare treffen sich, um miteinander zu sprechen oder anders zu interagieren. Vor einigen Jahren war Second Life in aller Munde und auch in den Medien regelmässig vertreten. Mit der neuen Form sich online zu bewegen und Informationen auszutauschen, wurde dem Spiel damals sogar die Revolution des Internets zugetraut, wie auf welt.de berichtet wurde. Viele Aspekte des realen Lebens spiegelten sich im Cyberspace wieder, so wurde sogar eine Volkswirtschaft von den Avataren betrieben. Viele Unternehmen und Organisationen haben in Second Life virtuelle Geschäftsstellen eröffnet.

Second Life als Plattform für reale  Marken?

Der bayrische Automobilhersteller BMW ist seit 2006 in Second Life vertreten und hat dort zu diesem Zweck zwei "Inseln" gekauft. Auf der "BMW New World 1" befindet sich ein Konferenzraum und eine grosse Bühne. In der von BMW geschaffenen Welt dreht sich alles um umweltgerechte Wasserstoffantriebe, also um "Clean Energy". Auf der zweiten Insel geht es grundsätzlich um Innovationen im Automobil-Bereich. Der Hersteller hat sich einiges einfallen lassen (u.a. grosse Bühnen für Fahrzeugpräsentationen oder Test-Rennstrecken) und nutzt seine Präsenz auf Second Life zur Visualisierung und zum Erstellen/Testen von Prototypen (http://www.kzero.co.uk).


Quelle: www.kommunikation.thessenvitz.de
Übrigens sind auch andere Automobilhersteller wie Mazda, Mercedes und Ford sind in der virtuellen Welt anzutreffen. Es gibt aber auch Beispiele aus anderen Unternehmensbereichen. Der Westdeutsche Rundfunk strahlt seine Sendungen auf Second Life aus. "Bild" gibt eine virtuelle Tageszeitung heraus und auch das Magazine "Vanity Fair" wird dort präsentiert. Auch für interaktives Wissen ist gesorgt, denn das Goethe Institut bietet auf seiner Insel nebst einem Veranstaltungs- und Informationsangebot auch einen "Deutsch lernen Voice-Chat" an. (http://www.focus.de & http://www.goethe.de)

Das Beispiel von BMW zeigt, wie effektiv solch virtuelle Plattformen für den Markenauftritt genutzt werden können und das darin Potenzial für eine neuartige Kommunikation steckt. Im Gegensatz zum Internet wird mit Second Life eine 3D animierte Welt und ein völlig neuer Wahrnehmungsraum geschaffen. Das Ganze ist zudem eine Kommunikationsplattform, in der sich unternehmerische Strategien einbauen lassen. Das Prinzip basiert auf nutzergenerierten Inhalten und bietet schier grenzenlose Möglichkeiten Projekte auf kreative Weise umzusetzen. Aber Achtung: Meiner Meinung nach muss im Voraus genau abgewogen werden, ob dieses alternative Marketinginstrument zur angestrebten Positionierung und der Zielgruppe passt.

Grundsätzlich finde ich den Ansatz sehr interessant, dass diese Art von Cyberspace neue Möglichkeiten für Unternehmungen bietet, ihre Markenbekanntheit und das Markenimage zu stärken. Das Marketinginstrument wird jedoch noch kaum (oder nicht mehr) genutzt und in letzter Zeit ist es sehr ruhig geworden um Second Life. Über das einstige Internetphänomen wird nicht mehr viel berichtet und die Gründe für diese Flaute sind umstritten. Jedoch rüsten die Betreiber auf und wollen die virtuelle Welt u.a. auch für mobile Geräte nutzbar machen und mit sozialen Medien wie Facebook verbinden.

Ob wir als Konsumenten in Zukunft nur noch als Avatare neue Produkte testen ist fraglich, jedoch bin ich auf die Entwicklung der weiteren Geschehnisse gespannt.



1 Kommentar:

  1. My Space hat vor einigen Jahren ähnlich gehypt wie Facebook, nur etwas mit weniger Menschen, boomte aber auch an der Börse. Jede Unternehmung die etwas auf sich hielt baute ihre virtuelle Nische auf. Das ging eine Weile gut, bis die Pornoindustrie über MySpace herfiel, dann zerfiel das virtuelle Reich in seine digitalen Einzelheiten. Erlebne wir jetzt eine Art Wiedergeburt?

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