Dienstag, 29. Oktober 2013

Apples neue Bildungswelt - einmal Uni zum Mitnehmen


Apple macht das Leben bekanntlich bequemer und einfacher. Auch die neue Bildungswelt von Apple „iTunes U“ folgt diesem Prinzip und sorgt dafür, dass wir theoretisch nicht einmal mehr fürs Studium das Haus verlassen müssen. Setzt sich der Trend durch, gehören überfüllte Hörsäle und das Schleppen von tonnenschweren Büchern der Vergangenheit an.

iTunes U ist eine App, die es laut Apple ermöglicht alles immer und überall zu lernen. Sie ermöglicht es Lehrkräften komplette Kurse für das iPad selber zu erstellen und diese anschließend im weltweit größten Online-Katalog für kostenlose Lerninhalte mit dem Rest der Welt zu teilen. So werden per Fingertipp Informationen und Materialen zu jedem erdenklichem Thema und Fachgebiet bereitgestellt. Die leistungsstarke App kennt dabei weder nationale, noch kontinentale Grenzen. Der Zugriff auf den gigantischen Wissensberg kann von überall auf der Welt erfolgen. Dies könnte konkret bedeuten, dass man es sich auf dem Lieblingssessel zu Hause gemütlich macht und sich per iTunes U bei einem japanischen Professor über Quadraturamplitudenmodulation (...oder ähnliches) schlau macht, anstatt sich durch den Morgenverkehr zur Uni zu schleppen.



Bei den bereitgestellten Kursmaterialen kann es sich um Video- oder Audiodateien von Vorlesungen, aber auch um iBooks handeln. Diese elektronischen, interaktiven Lernmittel bringen viele hilfreiche Features mit, die meiner Meinung nach das Lernen revolutionieren. Sie können praktisch auf dem iPad transportiert und bearbeitet werden. So können z.B. Textstellen in verschiedenen Farben angestrichen oder Notizen geschrieben werden, welche in einem vernetzten Verzeichnis zusammengefasst werden. Dies ist aber nur eine der vielen Möglichkeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ebooks können in iBooks viel mehr und vor allem interaktive Elemente eingebaut werden. Dies geht von Video-Dateien und Bilder-Slides bis zu automatischer Worterklärung, um nur einige zu nennen.

Dieses Semester haben ich und meine Mitstudierenden die Möglichkeit mit diesem neuen Typ von Lernmittel zu arbeiten. Es handelt sich um das iBook „Digital Marketing: Analyse, Strategie, Realisation" (bald erhältlich im iTunes iBook Store) und wurde durch unseren Dozenten Bruno Bucher verfasst. Die Lerninhalte werden meiner Meinung nach auf optimale Weise audiovisuell vermittelt und die vielfältigen Möglichkeiten des Mediums werden voll ausgeschöpft. 

Die Zahl der Universitäten, die mit einer öffentlichen iTunes U Webseite unterrichten,  wächst stetig an. Sehr renommierte Universitäten wie Harvard oder Stanford sind bereits dabei. Auf deren Inhalte und Expertenmeinungen können auch Personen zugreifen, welche gar nicht an der entsprechenden Uni studieren.

In der Schweiz beteiligen sich jedoch noch sehr wenige Bildungsinstitutionen, was wahrscheinlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die ganze Angelegenheit mit einem gewissen Aufwand verbunden ist oder die besagten Unis (noch) nicht die Möglichkeit haben ihre Vorlesungen aufzunehmen. Ein andere Vermutung ist, dass sie dem Trend bewusst nicht folgen, weil sie um die Konsequenzen besorgt sind. 

„iTunes U – so unterrichtet man heute“ – nach Umwälzungen in der digitalen Welt versucht Apple nun auch das Bildungswesen zu revolutionieren. Diese Absicht hat auch die südkoreanische Regierung. Sie will nämlich bis zum Jahr 2015 alle Schulbücher durch elektronische Versionen ersetzen und zu diesem Zweck Schulen sowie Schüler mit Tablets ausrüsten. 



Apples Bildungswelt schafft eine ganz neue Dimension der Optimierung. Durch den Zugriff auf Materialen verschiedenster Qualität aus der ganzen Welt, erhöht sich natürlich auch die Tendenz Vergleiche zu ziehen. So könnte ich mir vorstellen, dass die App zu einem gigantischen Beurteilungsinstrument umfunktioniert werden könnte. 

Ich kann nur staunen über die schier unbegrenzten technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit. Ob sich der Trend auch bei uns durchsetzen wird, ist abzuwarten. Vor allem aus pädagogischer Sicht ist diese Entwicklung jedoch auch mit einem kritischen Auge zu betrachten, da der persönliche Bezug zu Lehrperson allenfalls in Frage gestellt wird. Der beeindruckenden Informationsflut eines iTunes U ausgesetzt, darf vor lauter Schwärmerei auch nicht vergessen werden, dass ohne den Verstand des Menschen diese virtuellen Informationen schlussendlich nutzlos wären. Auch das raffinierteste iBook übernimmt nicht das Denken für uns. Das müssen wir schon selber.

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