Apple macht das Leben bekanntlich bequemer und
einfacher. Auch die neue Bildungswelt von Apple „iTunes U“ folgt diesem Prinzip
und sorgt dafür, dass wir theoretisch nicht einmal mehr fürs Studium das Haus
verlassen müssen. Setzt sich der Trend durch, gehören überfüllte Hörsäle und
das Schleppen von tonnenschweren Büchern der Vergangenheit an.
iTunes U ist eine App, die es laut Apple
ermöglicht alles immer und überall zu lernen. Sie ermöglicht es Lehrkräften komplette
Kurse für das iPad selber zu erstellen und diese anschließend im weltweit größten Online-Katalog für kostenlose Lerninhalte mit dem Rest der Welt zu
teilen. So werden per Fingertipp Informationen und Materialen zu jedem
erdenklichem Thema und Fachgebiet bereitgestellt. Die leistungsstarke App kennt
dabei weder nationale, noch kontinentale Grenzen. Der Zugriff auf den
gigantischen Wissensberg kann von überall auf der Welt erfolgen. Dies könnte konkret bedeuten, dass man es sich auf
dem Lieblingssessel zu Hause gemütlich macht und sich per iTunes U bei einem
japanischen Professor über Quadraturamplitudenmodulation (...oder ähnliches)
schlau macht, anstatt sich durch den Morgenverkehr zur Uni zu
schleppen.
Bei den bereitgestellten Kursmaterialen kann es
sich um Video- oder Audiodateien von Vorlesungen, aber auch um iBooks handeln.
Diese elektronischen, interaktiven Lernmittel bringen viele hilfreiche Features
mit, die meiner Meinung nach das Lernen revolutionieren. Sie können praktisch
auf dem iPad transportiert und bearbeitet werden. So können z.B. Textstellen in
verschiedenen Farben angestrichen oder Notizen geschrieben werden, welche in
einem vernetzten Verzeichnis zusammengefasst werden. Dies ist aber nur eine der
vielen Möglichkeiten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ebooks können in iBooks viel
mehr und vor allem interaktive Elemente eingebaut werden. Dies geht von Video-Dateien
und Bilder-Slides bis zu automatischer Worterklärung, um nur einige zu nennen.
Dieses Semester haben ich und meine
Mitstudierenden die Möglichkeit mit diesem neuen Typ von Lernmittel zu
arbeiten. Es handelt sich um das iBook „Digital Marketing: Analyse, Strategie, Realisation" (bald erhältlich im iTunes iBook Store) und wurde durch
unseren Dozenten Bruno Bucher verfasst. Die Lerninhalte werden meiner Meinung
nach auf optimale Weise audiovisuell vermittelt und die vielfältigen Möglichkeiten
des Mediums werden voll ausgeschöpft.
Die Zahl der Universitäten, die mit einer
öffentlichen iTunes U Webseite unterrichten,
wächst stetig an. Sehr renommierte Universitäten wie Harvard oder
Stanford sind bereits dabei. Auf deren Inhalte und Expertenmeinungen können
auch Personen zugreifen, welche gar nicht an der entsprechenden Uni studieren.
In der Schweiz beteiligen sich jedoch noch sehr
wenige Bildungsinstitutionen, was wahrscheinlich auf die Tatsache
zurückzuführen ist, dass die ganze Angelegenheit mit einem gewissen Aufwand
verbunden ist oder die besagten Unis (noch) nicht die Möglichkeit haben ihre
Vorlesungen aufzunehmen. Ein andere Vermutung ist, dass sie dem Trend bewusst nicht folgen, weil sie um die Konsequenzen besorgt sind.
„iTunes U – so unterrichtet man heute“ – nach Umwälzungen in der digitalen Welt versucht Apple nun auch das
Bildungswesen zu revolutionieren. Diese Absicht hat auch die südkoreanische
Regierung. Sie will nämlich bis zum Jahr 2015 alle Schulbücher durch elektronische Versionen ersetzen und zu diesem Zweck Schulen sowie Schüler mit
Tablets ausrüsten.
Apples Bildungswelt schafft eine ganz neue
Dimension der Optimierung. Durch den Zugriff auf Materialen verschiedenster
Qualität aus der ganzen Welt, erhöht sich natürlich auch die Tendenz Vergleiche
zu ziehen. So könnte ich mir vorstellen, dass die App zu einem gigantischen Beurteilungsinstrument umfunktioniert werden könnte.
Ich kann nur staunen über die schier
unbegrenzten technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit. Ob sich der Trend
auch bei uns durchsetzen wird, ist abzuwarten. Vor allem aus pädagogischer
Sicht ist diese Entwicklung jedoch auch mit einem kritischen Auge zu betrachten,
da der persönliche Bezug zu Lehrperson allenfalls in Frage gestellt wird. Der
beeindruckenden Informationsflut eines iTunes U ausgesetzt, darf vor lauter
Schwärmerei auch nicht vergessen werden, dass ohne den Verstand des Menschen
diese virtuellen Informationen schlussendlich nutzlos wären. Auch das raffinierteste
iBook übernimmt nicht das Denken für uns. Das müssen wir schon selber.
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